Zell am Neckar... ...mehr als nur ein Stadtteil von Esslingen
Zell am Neckar......mehr als nur ein Stadtteil von Esslingen

Die Gastarbeiter kommen – und bleiben

Ein Mangel an Arbeitskräften in der Bundesrepublik Deutschland führte 1950 zu einer gezielten Anwerbung von ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Geplant war ein zeitlich befristeter Aufenthalt zur Arbeitsaufnahme. Im allgemeinen Sprachgebrauch hießen die über Anwerbeabkommen eingereisten Arbeitskräfte Gastarbeiter. Die meisten Gastarbeiter wollten eigentlich nur ein paar Jahre bleiben und dann wieder in ihre Heimat zurückkehren. Was aber damals niemand ahnte oder wollte: Deutschland wird ein Einwanderungsland.

 

Anwerbeabkommen gab es mit Italien (1955), mit Griechenland und Spanien (1960), mit der Türkei (1961), mit Marokko (1963), mit Portugal (1964), mit Tunesien (1965) und mit Jugoslawien (1968). 1964 wurde der millionste Gastarbeiter, der als Geschenk ein Moped erhielt, offiziell begrüßt. In der Realität blieben die Lebens- und Arbeitsbedingungen lange Zeit sehr bescheiden. Das Leben fand in Wohnheimen ohne Familie und Angehörige statt. Die Wirtschaftskrise 1973 führte zu einem Anwerbestopp. Dies wurde zum Beginn des Daueraufenthalts. Viele holten ihre Familien nach Deutschland und begannen sich auf längere Zeit in der Fremde einzurichten. Die Verbindungen zu Heimat ließen nach, vor allem bei den Kindern der zweiten Generation, von denen viele deutsche Staatsbürger geworden sind. Von der einst größten Gruppe, den Italienern lebten 2016 noch knapp 611.450 (6,1%) in Deutschland. Die Türken sind mit 1.492.580 (14,9%) die größte Gruppe. Die Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil der insgesamt 10.039.080 Menschen ausländischer Herkunft, die in Deutschland leben.

 

In Zell sind Gastarbeiter aus allen Ländern, zu denen es ein Anwerbeabkommen gab, heimisch geworden. Zu Beginn der Anwerbeabkommen hatte Zell 2465 Einwohner. Schon neun Jahre später überschritt die Einwohnerzahl in Zell die 4.000er Marke. Das ist ein Bevölkerungszuwachs um 62%, der aber nicht ausschließlich durch den Zuzug der Gastarbeiter entstanden ist. Die sogenannten “Reingeschmeckten“, die aus den anderen Bundesländern ins Land kamen, schlagen hier ebenfalls zu Buche. Aber das wird an anderer Stelle erörtert.

 

Die Zeller hatten es dabei nicht immer leicht mit den für sie ungewohnten Namen ihrer Nachbarn oder Arbeitskollegen aus dem Ausland. Vornamen wie Friedrich, Wilhelm oder Hermann gingen ihnen leichter über die Zunge. So wurde ein im Ort tätiger griechischer Gemeindearbeiter mit seinem für sie schwierigen griechischen Vornamen einfach zu einem Egon.


 

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