Die Zeller Hauptschule bot im Schuljahr 1952/53 einen Kurs für Buben an, um sie mit den wichtigsten Hausarbeiten vertraut zu machen. Knöpfe annähen, Hosen und Hemden bügeln stand hier auf dem Lehrplan. Dazu gehörte auch das Kochen und Backen. Bratpfannen, Töpfe, Kochlöffel, Bügeleisen und Nähzeug ergänzten die seitherigen Schulutensilien der Buben, die mit großem Eifer samstags in der Schulküche zu Werke gingen.
Dieses Schulprojekt wurde von Rektor Ernst Goll initiiert und von der Hauswirtschaftslehrerín Elisabeth Kuhnert in deren Freizeit durchgeführt. Die
Kosten für die Zutaten der Speisen und Backwaren haben die Eltern der beteiligten Schüler übernommen. Die Eßlinger Zeitung, die einen Bildbericht über den Kurs brachte, schrieb, dass hier die idealen
Ehemänner der Zukunft heranwachsen würden. Der Kurs an der Zeller Schule blieb jedoch eine Eintagsfliege, weil von höherer Stelle ein Veto eingelegt wurde. „Da lernt man in der Schule
mal was fürs Leben, und schon wird das Ganze wieder gekippt“, erinnert sich Dieter Volk (auf dem Bild zweiter von links), der damals den Kochlöffel geschwungen hat.
Die Teilnehmer waren (von links): Gerhard Agner, Dieter Volk, Heinz Barnert, Otto Wörz, Lothar Haug, Siegfried Schmid und Günter Lampart.
Auslöser für diesen nicht alltäglichen Kurs war bei den Buben die Havarie des amerikanischen Frachters Flying Enterprise im Ärmelkanal. Trotz mehrwöchiger Rettungsversuche ging es 1952 unter. Gleich nach der Havarie hatte der dänische Kapitän die gesamte Besatzung evakuieren lassen und blieb als einziger auf dem Schiff. Bei einem Schleppversuch riss nach 60 Meilen die Schlepptrosse. Als das Schiff eine Schlagseite von 65 Grad aufwies, verließ der Kapitän das Schiff, das noch am selben Tag sank. Bei den Buben kam die Frage auf, wie sich der Kapitän auf dem Schiff verpflegte. Als sie erfuhren, dass zum Erwerb des Kapitänspatents auch ein Nachweis in Sachen Kochen gehörte, war die Idee zum Buben-Kochkurs geboren.
Hans-Joachim Bosse und Dieter Volk