Zell am Neckar... ...mehr als nur ein Stadtteil von Esslingen
Zell am Neckar......mehr als nur ein Stadtteil von Esslingen

"Kleine" Wirtschafts-Kunde

Zwei der heutigen Zeller Gastwirtschaften, die Linde und die Rose, gibt es schon seit vielen Jahren. Drei andere, der Ochsen, der Hirsch und die Schweiz, haben schon lange geschlossen. Andere sind hinzugekommen. Und das Angebot ist vielfältiger geworden. War in früheren Tagen die Gastwirtschaft eine reine Männerwirtschaft, sind die Frauen inzwischen hier nicht mehr außen vor.

 

Zur Rose

 

Zur Linde

Tanzstunde für die Zeller Jugend: in der Linde 1931

 

Zur Ehrenrettung der Männer, die früher in den Gaststätten die Lufthoheit hatten, muss gesagt werden, dass für sie die Gaststättenbesuche oft in Verbindung mit Vereinsversammlungen standen. Da viele in mehreren Vereinen Mitglied waren und das Vereinsleben früher einen anderen Stellenwert hatte, kamen sie auch häufiger nach der Arbeit in die Wirtschaften um die Geschicke des Vereins zu lenken. Einen Wirtschaftsbesuch am helllichten Tag leistete man sich nicht. Hier traten allenfalls die fast in jedem Dorf anzutreffenden “Suffköppe“ auf den Plan.

Gasthaus Ochsen vermtl. im 19. Jahrhundert

Gasthaus Ochsen

Gasthaus Ochsen ca. 1900

 

In mehreren Gesprächen mit Bekannten wurde meine Frage, ob sie als Kind einmal mit ihren Eltern zum Essen in eine Wirtschaft gegangen seien, verneint. Selbst bei Familienfeiern wurde zuhause gekocht. Dies mag sicher auch am Geldbeutel gelegen haben, aber nicht nur. Wer dennoch am Wochenende mit Familie zum Essen ging, musste sich fragen lassen “ka dui denn et kocha“? Und nicht kochen zu können, war früher fast ein Ehehindernis.

 

Ehemaliges Gasthaus Karl v. Seckendorf 1904 an der Hauptstraße

 

Die Zeit ist an der Gaststättenkultur selber ebenfalls nicht stehen geblieben. Die Schank- und Speiseräume sind aus den mit Mauern abgeschirmten Bereich auf die Bürgersteige gerückt. Man trinkt und vespert bei entsprechendem Wetter vor den Augen der Öffentlichkeit zu jeder Tageszeit im Freien. Noch vor 30 Jahren wären die Plätze leer geblieben. Wer es dennoch tat, musste sich die Frage gefallen lassen, ob er nichts zu schaffen hat. Ähnliches galt für die wenigen Balkone, die damals entstanden. Man blieb lieber im Zimmer sitzen, als die frische Luft auf dem Balkon zu genießen, um nicht als Faulenzer zu gelten.

 

Hans-Joachim Bosse

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